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Während ich so da saß, sprang Carlo, unser grau-weißer Kater, auf meinen Schreibtisch und landete genau auf dem Mousepad neben der Mouse. Die Szene hätte man als Werbespot für Personal Computer
verkaufen können. Die Mouse wich erschreckt aus, genauer gesagt, ich zog die Hand, mit der ich sie hielt weg, damit Carlo mehr Platz hatte. Er setzte sich genau vor mich und rieb seinen Kopf an meiner Stirn,
wahrscheinlich eine Art Begrüßungsritual. Ich krabbelte ihn zwischen den Ohren und unter dem Kinn, was er genüßlich hinnahm. Ich sprach ihn an und sagte: "Carlo, erzähl mir eine Geschichte aus deinem
Katzenleben. Ich schreibe sie auf, und wenn sie gut ist, wird sie vielleicht ein Bestseller und wir verdienen viel Geld damit. Du könntest ruhig auch einmal etwas zu unserem Lebensunterhalt beitragen." C
arlo sah mich entrüstet an und hielt mir einen langen Vortrag über den Sinn und Zweck des Katzenlebens. Von Arbeit war keine Rede, des öfteren fielen Worte wie Streunen, Schlafen, Fressen und Fellpflege. Er
äußerte sich abfällig über Tiere, die sich im Werbefernsehen dafür hergeben, Menschen zum Kauf von weichen Klopapier zu bewegen. Eine Ausnahme machte er bei Werbung für Katzenfutter, aber auch davon hielt er nicht
viel. Er beschloss seine Rede mit einem herzhaften Gähnen, kratzte sich mit der linken Hinterpfote am Ohr und legte sich quer über die Tastatur des Computers, was diese folgendermaßen quittierte:
qqwe r +ü g 6 iöw p+ü4711 2 85 ö22 << 3,1415= Pi 3.44 mi
ppümmia #ä lü miaaaau §§§§
Verblüfft stellte ich fest, daß auf dem Bildschirm neben viel Zeichengewirr deutlich "miaaaau" stand. Die Paragraphenzeichen am Schluss deuteten wahrscheinlich an, dass er seinen
Rechtsanwalt einschalten würde, falls ich ihn von seinem gewählten Platz entfernen wollte. Carlo hatte gesprochen. Ich glaube nicht, daß man etwas hören konnte, und doch hatte ich etwas wahrgenommen. Entweder
war ich reif für die Klapsmühle, oder Katzen beherrschen so etwas wie Telepathie. Sein eindringlicher Blick hatte mich vielleicht hypnotisiert. Ich beschloss, die Entscheidung über meinen Geisteszustand zu vertagen
und ging in den Keller, um eine Flasche Bier zu holen. Nicht nur, dass ich Durst hatte, es war eine raffinierte Taktik, Carlo dazu zu bewegen, die Tastatur wieder freizugeben. Es war eine lang geübte Gewohnheit
Carlos, mir in den Keller zu folgen, wo er auf den Tresen der Bar sprang und mich mit dem Kopf schubste. Als ich einmal ratlos hinter der Bar stand und keine Idee für einen neuen Cocktail hatte, ging Carlo zu den
Flaschen, rieb seinen Kopf zuerst an der Flasche mit weißem Rum, dann wechselte er zum Kaffeelikör und tippte schließlich mit der Pfote auf eine Orange. Ich bedankte mich bei ihm für das Rezept und mixte einen
Cocktail aus den angegebenen Zutaten. Er schmeckte ausgezeichnet und ich benannte ihn nach seinem Erfinder "Carlo".
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